One Woman Show: Wenn Selbstständigkeit einsam macht

Selbstständigkeit macht einsam, und nicht nur das. Es kommt eine Menge an Veränderungen, mit der man gar nicht gerechnet hat...

10/29/20241 min read

Ich habe immer gerne im Team gearbeitet. Was ich aber weniger mochte, waren Kollegen, die das Gleiche verdienten, aber deutlich weniger dafür gearbeitet haben. Umso glücklicher war ich, als ich mit meiner Selbstständigkeit gestartet bin. Endlich konnte ich alles selbst entscheiden, musste niemanden mehr um Rat fragen und konnte alles so machen, wie ich wollte. Das Gefühl war ähnlich wie damals, als ich von zu Hause ausgezogen bin und dachte: „Ab jetzt mache ich wirklich immer, was ich will.“ So einfach ist es dann aber doch nicht. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, Entscheidungen über meine Firma zu treffen. Aber das bringt auch eine Menge Verantwortung mit sich, die man als Angestellter (ohne Führungsposition) einfach nicht hat. Damals lebte ich nach dem Motto: „Nicht meine Firma, nicht mein Problem.“ Jetzt sieht das ganz anders aus – es ist ja meine Firma. Eine der größten Herausforderungen für mich ist, die schönen Momente alleine zu feiern und die schwierigen alleine durchzustehen. Meine Familie, Freunde und mein Mann sind für mich da, aber im Business selbst fühle ich mich oft einsam.

Im letzten Jahr musste ich viele schwierige Entscheidungen alleine treffen, mich von Kunden verabschieden, die mir nicht gutgetan haben, Verkaufsgespräche führen und so weiter. Plötzlich stand ich auch vor der Frage, was ich mit dem Geld machen soll, das ich verdient habe. Ich halte mich für einen gebildeten Menschen, und trotzdem fand ich es krass, wie einem solche Dinge wie Investitionen, Krypto usw. in 12 Jahren Schule nicht beigebracht werden. Eine andere Hürde: Vertrauen. Als mein Business anfing zu wachsen und ich Unterstützung brauchte, stellte ich schnell fest, dass ich niemanden „Fremden“ einstellen konnte, weil mir einfach das Vertrauen fehlte. Ich fragte mich ständig: Was passiert, wenn sie nicht gut arbeiten oder meine Kunden abwerben? Diese Frage hat sich dann schnell erledigt. Noch eine Hürde: Entscheidungen. Im Privatleben treffe ich oft schnelle Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Im Business überlege ich jedoch zweimal und schlafe lieber nochmal darüber, denn die Konsequenzen von Entscheidungen – ob gut oder schlecht – muss ich lange mit mir tragen. Das habe ich (leider und zum Glück) auch schon öfters selbst erleben müssen.

Die Frage ist: Bin ich bereit, aus meiner One-Woman-Show herauszuwachsen? Momentan nicht, denn ich kann aktuell meine Kunden zu 100 % bedienen und habe sogar noch Platz für Neukunden. Werde ich jemals bereit sein, aus meiner One-Woman-Show ein „richtiges“ Unternehmen aufzubauen? Wenn ich das will, dann sicher – denn ich kenne mich ja. Irgendwann wird es Zeit für die große „Showtime“.